Universal hat es wieder getan: nach “Creature from the Black Lagoon” haben sie einen ihrer klassischen 3D-Filme auf Blu-ray 3D veröffentlicht, und die geometrischen Bildfehler wurden wieder nicht nicht beseitigt. Und derer sind in diesem Film zahlreich. Ich spreche nicht von den extremen chromatischen Abberationen, die in 80 Prozent der Aufnahmen das Bild in allen Regenbogenfarben schillern lassen; die hätte man mit einigem Aufwand auch entfernen können, aber sie verursachen keine Augenschmerzen so wie die vielen Höhenfehler und Verzerrungen im 3D-Bild. Mit den heutigen digitalen Korrekturmöglichkeiten wären letztere relativ unaufwändig auf ein Mindestmaß zu reduzieren gewesen.

Woher all diese seltsamen geometrischen Fehler stammen wird dem Interessierten nach der Lektüre des 3-D Sonderheftes des American Cinematographers vom Juli 1983 sehr schnell klar. Es gab zu jener Zeit mindestens 5 unterschiedliche 3-D-Aufnahmeoptiken, die alle eines nicht gemeinsam hatten: den Bildmittelpunkt. Der lag auf unterschiedlichen Höhen, Arbeitete man nun, wie z.B. beim Weissen Hai 3 mit mindestens 2 von diesen Systemen, dann hatte man spätestens bei der Vorführung ein Riesenproblem, nämlich das der vertikalen Unterschiede, und daraus folgend, des Kopfwehs beim Zuschauer. Einfach mal die Differenzen auf der optischen Bank korrigieren war nicht die Lösung, da eine weitere Filmkopie, die darurch entstanden wäre, noch mehr Qualitätsverlust mit sich gebracht hätte.

Dass die Veröffentlichung nicht den heute üblichen 3D-Qualitätsstandards entsprechen würde lies bereits das Cover vermuten, denn auf dem Titel fehlt das “-D” von “JAWS 3-D”, es wird nur auf die 2D-Version hingewiesen. Die 3D-Fassung wurde in den Extras der Disc abgelegt; d.h. man kauft den Film nicht als 3D-Film, sondern als 2D-Fassung mit 3D-Bonus; somit haben sich Beschwerden über das minderwertige 3D-Bild schon erledigt.

Immerhin ziehen sich die Höhenfehler nicht durch den gesamten Film wie bei der SCREAM-Veröffentlichung von 1983er “Amityville 3-D”. Diese Fassung ist komplett unansehbar und kann in keinster Weise empfohlen werden. JAWS 3-D ist wesentlich erträglicher.

Alleine die Titelsequenz ist grandios gestaltet, die “Jaws 3-D”-Schrift erstrahlt aus der Leinwand bis vor die Nase des Betrachters, etliche, für Horrorfilme sinnvolle, im vorliegenden Film eher milde Ekeleffekte wie ein abgebissener Arm und ein Fischkopf kreiseln mitten im Raum.

Ganz wunderbar auch die Szene gegen Ende des Filmes, als der Starreporter vom Hais gefressen wird, und wir mit ihm im Rachen des Hais sind und die Zähne, bzw Kiefer (Jaws, got it?) auf und zu klappen sehen.

Die Schauspielerei ist immer komplett drüber, es muss nach fast jedem Satz blöd gelacht werden, der Film kann sich nicht entscheiden, ob er gruslig oder lustig sein soll. Gerade deswegen ist es Schade, dass Amityville 3-D so unwürdig veröffentlicht wurde, denn dort könnte sich ein gewisses Gruseln schon einstellen wollen.

Also, wer eine Dose Bier im Kühlschrank hat, oder Eierlikör, und Lust auf Doofmannskino von Vorgestern mit vielen “so bad it’s good” Momenten mitbringt, der hole sich JAWS 3-D. Ansonsten spare man sein Geld lieber für Veröffentlichungen, die liebevoll-detailliert restauriert wurden, wie z.B. alles, was vom 3-D Film Archive begleitet wird. Es macht einfach so viel mehr Spass, einen klassischen 3D-Film ohne Beeinträchtigungen anzusehen. Mit Veröffentlichungen wie dem vorliegenden JAWS 3 verdeutlicht Universal ein weiteres Mal, warum die 3D-Filmwelle der 1980er Jahre schnell wieder abebbte: mangelde Qualität mag zwar den schnellen Dollar bringen, aber langfristig schreckt man die Zuseher ab.

Die US-Amerikanische Blu-ray 3D gibt es seit 16.6.2016 zu kaufen, die deutsche Scheibe kommt im August 2016 auf den Markt, wobei auf der regionalcodefreien US-Disc sämtliche weltweit verfügbaren Sprachversionen schon enthalten sind.